Wassersensible Stadtentwicklung in
Kommunalen Prozessen
Die blau-grüne Stadt sorgt für wasserwirtschaftliche Extreme vor und trägt gleichzeitig zu einer Abkühlung von überhitzten Stadträumen bei. Es ergeben sich außerdem zahlreiche Synergien z. B. mit einer Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt.
So vielfältig die Vorteile von blau-grüner Infrastruktur sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen verschiedener Akteursgruppen an die Umsetzung: eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Zuständigkeitsbereichen innerhalb einer Kommune ist daher notwendig. Kommunale Prozesse müssen dahingehend entwickelt werden.
Blau-grüne Potenziale für integrierte kommunale Prozesse
Integrierte kommunale Prozesse regeln eindeutig die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für die Planungsphasen ebenso wie für die spätere Unterhaltung und Überwachung der Anlagen. Wenn diese Prozesse in den Verwaltungsstrukturen verankert und von den politischen Entscheidungsträgern legitimiert sind, schafft das die Grundlage für eine gemeinsame Entwicklung von Visionen, Zielen oder Planungsgrundsätzen. Das kommt nicht nur der blau-grünen Infrastruktur zugute, sondern ist auf alle Querschnittsaufgaben der Kommune übertragbar.
Herausforderungen in der Gestaltung integrierter kommunaler Prozesse
Die Etablierung von integrierten Planungsprozessen stößt regelmäßig auf große Herausforderungen, denn kommunale Prozesse sind weitestgehend sektoral strukturiert. Je nach Größe und Struktur der kommunalen Verwaltung haben Mitarbeitende außerdem kaum freie Ressourcen, um weitere (Querschnitts-)Themen fachlich und zeitlich abzudecken.
Je nach umzusetzender Maßnahme müssen u.a. Stadtplanung, Wasserwirtschaft, Grün- und Freiflächenplanung, Verkehrsplanung, Ordnungsämter sowie Katastrophenschutz beteiligt werden. Kommunale Prozesse sind jedoch weitestgehend sektoral strukturiert und Beteiligungen einzelner Ressorts erfolgen zu spät im Planungsprozess, weshalb Flächen für blau-grüne Infrastrukturen oft nicht oder nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
Eine integrale Planung kann nur erfolgen, wenn die Politik den klaren Auftrag zum integrierten Zusammenarbeiten gibt und gemeinsamen Visionen nachgegangen wird.
Unterschiedliche Fachplanungen handeln oft nach unterschiedlichen Kriterien und Zielvorgaben (z. B. konkrete Zahlenwerte vs. qualitative Kriterien). Dies kann zu Zielkonflikten und Uneinigkeiten führen.
Zunächst müssen Ziele und Zuständigkeitsbereiche klar definiert werden. Im Konfliktfall muss die Politik unterstützen und Ziele priorisieren.
Um integrierte Prozesse ins Leben zu rufen, brauchen kommunale AkteurInnen viel Zeit, Mut und Geduld. Nur mit ausreichender personeller Ausstattung und einer klaren Legitimation lässt sich ein integrierter Prozess anstoßen. Auch bei einem konkreten Umsetzungsprojekt muss zunächst Zeit für frühzeitige Abstimmungen investiert werden. Auch in diesem Zusammenhang sind der politische Auftrag und eine gemeinsame Vision wichtige Bausteine zur Lösung. Manche Städte haben eine Koordinierungsstelle für integrierte Planungsprozesse geschaffen, analog zum Klimaschutz- oder -anpassungsmanagement.
Unklare Kostenregelungen (z. B. bezügliche der Übernahme von Unterhaltungskosten) sollten frühzeitig thematisiert und geregelt werden. Sofern keine gesamtstädtische Lösung herbeigeführt werden kann, können vertragliche Regelungen, z. B. auf Quartiersebene, gefunden werden.
Instrumente der räumlichen Planung bieten viele Möglichkeiten auch im Austausch mit EigentümerInnen / InvestorInnen klare Vorgaben zu machen (siehe Neubau).
Nicht jedes Fachplanungamt hat umfassende Kenntnisse über die wassersensible Stadtentwicklung und ihre weitreichenden Synergien. Ohne das entsprechende Fachwissen zu den Zusammenhängen ist eine integrierte Planung entsprechend schwer umzusetzen bzw. anzustoßen.
Eine koordinierende interne oder externe Stelle kann nötiges Fachwissen aufbauen, vermitteln und Detailfragen (z. B. Haftungsfragen) zentral klären. Die Stadt Berlin hat mit der Berliner Regenwasseragentur eine solche Stelle geschaffen, welche nach innen (Stadtverwaltung, Wasserbetriebe) wie nach außen (EigentümerInnen, InvestorInnen) die Aufgaben der wassersensiblen Stadtgestaltung koordiniert, Wissen vermittelt und viel Überzeugungsarbeit leistet.
Schritte für die Umsetzung integrierter kommunaler Prozesse
Es gibt keine Blaupause für die Schaffung von integrierten Planungsprozessen zur Umsetzung von blau-grüner Infrastruktur. Verschiedene Städte haben sich im Rahmen von Forschungsprojekten dennoch dem Thema gewidmet und haben Erfolgsfaktoren identifiziert, mit welchen es gelingen kann.
Ein zentrales Beispiel ist das Vorhaben „TransMiT“, welches eine integrierte und maßnahmenoffene Planung zur nachhaltigen, ressourcenoptimierten Transformation bestehender Entwässerungssysteme entwickelt hat. Die Stadt Hannover hat sich gemeinsam mit ihren Partnern dem Schwerpunkt der kommunalen Prozesse gewidmet. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sind untenstehend die wesentlichen Schritte zusammengefasst. Die Ergebnisse sind auch in den „Leitfaden für ressourceneffiziente Stadtquartiere“ (DIN SPEC 91468) eingeflossen.
Erfolgsfaktoren für die Umsetzung integrierter kommunaler Prozesse:
Relevante Projekte
NaMaRes – Ressourcenmanagement im Quartier im Kontext nachhaltiger Stadtentwicklung
Das Projekt NaMaRes des Karlsruher Instituts für Technologie soll die nachhaltige Stadtentwicklung und die prozessbegleitende Nachhaltigkeitsbewertung auf Quartiersebene mithilfe einer Software unterstützen. Für Kommunen kann hier die Identifikation möglicher Zielkonflikte und die Simulation von Lösungsansätzen hilfreich bei der Integration blau-grüner-Planung sein.
R2Q – Ressourcenplanung in Stadtquartieren
Ein Planungsinstrument im Projekt R2Q soll in Form eines Baukastens verbesserte Simulationsansätze und Verfahren zur Analyse und Bewertung multifunktionaler Flächennutzung für Planungsbehörden bereitstellen. Die Modellquartiere Herne Baukau-Ost und Pantringshof dienen hierbei als Orientierung für andere Kommunen.
TransKOM – Integration einer ressourcenoptimierten Trenn-entwässerung durch Transformation kommunaler Planungsprozesse für Bestandsquartiere
Die Stadt Hannover zeigt in ihrem Projekt TransKOM die integrale Stadtplanung und integrative Planungsprozesse auf, um strategische Quartiersentwicklungen zu erproben und weiterzuentwickeln. Dabei werden Planungsabläufe und -ebenen dargestellt, die anderen Kommunen als hilfreiche Orientierung dienen können.